Ich höre neue Hörspiele gerne auf längeren Autofahrten. Für die letzte Ausfahrt zum Wandern im Wacholderweg habe ich Insel-Krimi Folge 16 „Todesstunt auf Usedom“ eingepackt. Meine Frau und ich waren schon sehr gespannt, da uns diese Hörspiel-Reihe gerade wegen des nordischen Einschlags besonders gut gefällt.
Die Story
Die junge Lea Voß hat ihr Abi in der Tasche und will es bei ihrer alten Clique auf Usedom noch einmal richtig krachen lassen, bevor es an die Uni geht. Von der besorgten Mutti am Telefon begleitet bezieht sie ihr Quartier bei Onkel Raik, ein pensionierter Richter. Die Freude ist groß, als Lea zu ihren Freunden stößt und Draufgänger Thomas hat für seine Freunde auch gleich eine Überraschung. Diese soll aber erst am nächsten Tag auf seinem Youtube-Channel präsentiert werden. Als „Kletterer“ präsentiert er dort seine nicht immer ganz ungefährlichen Klettertouren. Doch leider sollte dieses Video sein letztes werden. Als Lea und ihr Freund Luke auf einem nächtlichem Graffiti-Ausflug sind, hören sie aus der Ferne einen Schrei. So, als würde jemand in die Tiefe stürzen. Dann machen sie in der nahegelegen Baustelle eine grausame Entdeckung. Es war Thomas, der in die Tiefe gestürzt ist. Die Polizei rückt an und das Ermittler-Duo Fischer und Resch beginnen mit ihren Recherchen. War Thomas alleine? War es ein Unfall? Hat es was mit der Baustelle zu tun? Und was war das für eine Substanz an den Handschuhen von Thomas? Viele Fragen, die es zu beantworten gilt.
Das Ensemble auf Usedom
Die Cast macht durch die Bank einen guten Job und man findet viele talentierte Sprecher/innen in dem Ensemble. Da hätten wir z.B. Melinda Rachfahl, die ihre Stimme Lea Voß leiht. Wenn ich das richtig gelesen habe, ist Melinda junge 31 Jahre alt. Die Abiturientin kaufe ich ihr aber 100% ab. Dann wäre da auch Nadine Most in einer Nebenrolle als Caroline, die Freundin des verstorbenen Thomas. Aber auch Toni Michael Sattler (Thomas) macht einen guten Job. Er spricht Thomas sehr lebhaft und macht die Rolle umso glaubwürdiger, auch wenn sie recht kurz ist. Als wahres Nordlicht entpuppt sich auch Uve Teschner, der durch seinen gespielten und überzeugenden nordischen Akzent noch einmal richtig Inselflair in die Story bringt. Er spricht den Vater von Caroline. Auch nicht zu überhören ist ebenfalls Spercher-Legende Lutz Makensy als Leas Onkel. Das Ermittler-Duo wird von Monika Disse und Vincent Fallow ebenfalls hervorragend gesprochen. Sehr gute Cast!
Die 3 Senioren
Es gibt wieder eine neue Hörspiel-Serie von Contendo Media. Mit „Die 3 Senioren“ kündigt Christoph Piasecki eine kleine Hommage an die berühmten 80er-Jahre Jugendhörspiele und -banden an. Denn auch die Protagonisten aus dem Hörspiel-Kassetten-Zeitalter (bis auf eine Ausnahme) werden mal älter. Man fragt sich, was die Detektive und Schnüffelnasen denn im fortgeschrittenem Alter so machen?
Usedom-Feeling
Mit dieser Folge holt Christoph Piasecki (Kopf von Contendo Media) sicherlich auch ein deutlich jüngeres Publikum ab, als beispielsweise mich… 🙂 Die Story macht Spaß und ist recht leicht zu verfolgen ohne große Umwege oder unnötige Ablenkungen. Das Ermittler-Duo bezieht den Hörer ganz gut in die Ermittlungen mit ein. Allerdings finden sie auch nicht jede Spur oder ziehen die richtigen Schlüsse daraus. Dafür gibt es ja noch Leas Onkel, der den flüchtigen und im Verdacht stehenden Jonas einfach am elterlichen Haus abfängt. Darauf sind die Kommissare offenbar nicht gekommen. Hier sah das Ermittler-Duo nicht ganz so taufrisch aus. Dafür kontern Fischer und Resch mit doch recht humorvollen Dialogen, die ab und an neben Spannung auch für Erheiterung sorgen.
Musikalisch und Soundtechnisch wurde der Krimi wieder von u.a. Tom Steinbrecher begleitet. Mit professioneller und geübter Hand hat er der Story von Thorsten Beckmann ein spitzenmäßiges Klangbild verpasst. Geräusch-mäßig ist alles da, wo es auch sein sollte. Weitere musikalische Unterstützung gab es von Alexander Schirrborr, Michael Donner und Marc A. Nathaniel.
Das Ende und Fazit
Im Grunde ist an dem Ende nichts weiter auszusetzen. Alles erschließt sich und macht Sinn. Und hier kommt wie immer eine Stelle, bei der ich ungern spoilern möchte. Also bitte mit Vorsicht weiterlesen. Der Onkel, wie gesagt pensionierter Richter, ist ein schlauer Fuchs und ihm entgehen auch nicht die kleinsten Details. So kann er noch einen Mittäter stellen, auf den ich so nie gekommen wäre. Ein kleiner Moment von „Hä?“, hätte man da auch von selbst drauf kommen können? Noch einmal alle Ermittlungs-Szenen durchgehört. Belassen wir es mal dabei, dass es vielleicht ein Sherlock-Moment von Leas Onkel war. Das war auch die einzige Stelle im Hörspiel, bei der ich mal kurz die Augenbraue gehoben habe. Ist aber nur ein sehr kleiner Wermutstropfen.
Die 58 Minuten Hörspiel haben uns auf der Autofahrt in jedem Fall sehr gut unterhalten. Eine sehr gradlinige und spannende Story mit passender Geräusch-Kulisse und handfester guter Musik. Von mir gibt es in jedem Fall die MeinOhrenkino-Empfehlung!
Cast:
Lea Voß – Melinda Rachfahl
Raik Ahlers – Lutz Mackensy
Jonas Fricke – Patrick Mölleken
Luke Wendt – Damon Zolfaghari
Anke Fischer – Monika Disse
Konrad Resch – Vincent Fallow
Harro Decker – Uve Teschner
Caroline Decker – Nadine Most
Diana Voß – Katrin von Chamier
Tomasz Kowalczyk – Toni Michael Sattler
Credits – Lisa Cardinale
Dramaturgie: Christoph Piasecki
Buch: Thorsten Beckmann
Idee, Konzept, Produzent & Regie: Christoph Piasecki
Musik: Tom Steinbrecher
Zusätzliche Musik: Alexander Schiborr, Michael Donner
Schlagzeug: Marc A. Nathaniel
Schnitt: Stefanie Berg, Anika Roth
Sounddesign & Mastering: Tom Steinbrecher
Design & Artwork: Christoph Piasecki
Vertrieb: Contendo Media GmbH